24.11.09

Uschi Eller: Süchtig nach der Straße


Erika Hippmann und Uschi Eller: zwei Selber Autorinnen im Gespräch


Auf der Schiefertafel vor dem Brauhaus Ploss stand am Samstagabend in großen, kreideweißen Buchstaben: "Indisches Curry". Und das hatte sehr wohl etwas mit dem Gast des Abends zu tun, denn Uschi Eller, die mit dem Motorrad durch Südindien reiste, lässt ihre Mitmenschen gerne sehen, hören und auch schmecken, was sie während der drei Monate dort erlebt hat.

Die Bilder ihrer abenteuerlichen Riese gab es auf DVD, den Reisebericht gebunden als Buch. Und daraus las Uschi Eller vor. Mit ihrem Mann Wolfgang reise sie aus Leidenschaft, sagt die jugendlich wirkende 60-Jährige. Sie schmiedet die Pläne und sucht nach den Reisezielen, er kümmert sich um die Finanzen und die Reparaturen. "Ohne meinen Mann wäre das alles nicht möglich", so Frau Eller, denn, sie blitzt mit den Augen, "ich könnte ja nicht einmal ein Fahrrad reparieren, geschweige denn ein Motorrad."

Sie fährt eine BMW F 650 GS, ihr Mann ist Fahrlehrer in der Nähe von München. Nächstes Jahr, wenn er in Rente geht, ist eine weitere große Tour geplant. Nach Afrika soll es gehen. Auf dem Landweg über Spanien, Gibraltar, Marokko, dann die Mittelmeerküste entlang und die Ostküste Afrikas hinunter. Dazu müsse dann ein Beiwagen für das Gepäck gekauft werden, denn in Afrika würden sie gerne zelten. Wenn auch die nächsten Straßen, die sie gemeinsam mit dem Motorrad bezwingen wollen, fast schon greifbar nahe sind, sind die Erinnerungen an Indien noch lange nicht verblasst. Der Subkontinent entwickle Emotionen, er löse Gefühlslawinen aus, schwärmte Frau Eller, die nebenbei zweimal in der Woche zum Boxtraining geht. Aufgewachsen ist die Autorin in Selb. Bei ihrem Vater, im Schuhgeschäft Schmiedl, habe sie Einzelhandelskauffrau gelernt. "Schuhverkäuferin - da blieb keine Zeit für Romantik." Ein Funke Sehnsucht sei immer da gewesen, sagt sie, und schaut verträumt ihre Reisefotografien an der Wand im Brauhaus an. Es sei die Lust am Neuen und am Abenteuer, die ihr wohl die Kraft gibt, immer wieder aufzubrechen. Das Motorrad sei ein Unruhefaktor und nach der Straße sei sie süchtig. Halt und Ruhe findet sie in ihrer Familie. Zwei Töchter hat das Ehepaar und drei Enkel. Maxi, einer von den dreien, durfte als Sechsjähriger mit Oma und Opa auf eine Tour durch die Schweiz, Frankreich und Italien. Auch darüber gibt es ein Buch.

Das Reisen und davon erzählen zu können, macht Uschi Eller glücklich. Und sie teilt gerne. "Wenn ich schon das Glück habe, diese Reisen zu machen, dann denke ich, von dem Glück sollte ich etwas abgeben."

Von dem Erlös, den sie mit den Büchern und DVDs erzielt, und von Spenden, die bei den Lesungen gegeben werden, unterstützt sie die Andheri-Hilfe in Bonn. Das ist eine unabhängige Organisation, die derzeit rund 150 Projekte in Indien und Bangladesch fördert

(FP 24.11.09)




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