16.03.10

Dr. Petra Bahr: Sehnsuchtsorte


Eine Stadt: Bespielte Transparenz eines jeden Passanten im Spiegel der Schaufenster. Ort der ungenau platzierten Sehnsucht, des Kaufrausches und der Träume. Geplatzter Träume, erfüllter Träume, gewagter Träume und verloren geglaubter Träume. Urbaner Raum der kreativen Klasse. Jener Menschen, die schaffend sind, erfolgreich, anerkannt und eilend. Einem großen Ziel entgegen: Der Stadt als dem Ort der Sehnsucht.

Nichts Neues, möchte man meinen. Von den Propheten bis hin zur Offenbarung des Johannes groovt, rein biblisch gesehen, die Stadt. Parallel zu Sein und Schein versucht sich der Einzelne. Mitunter verliert er sich. Dem wollen die Citykirchen entgegen halten. Mit Angeboten, Andachten, Konzepten und Gottesdiensten. Letztere halten sie hoch, die Theologen der Citykirchen in Köln, Düsseldorf, Oberhausen, Hamburg und Berlin. Und schaffen damit einen Raum, der Vielfalt predigt. “Managing Diversity” - Hochschätzung der Vielfalt - nennt das Dr. Berthold Höcker. Doch so sehr viel hält er gar nicht davon. Der Auftrag sei wichtig, sagt er. Und der lautet: Jesus Christus als Herrn der Kirche zu wissen, das Evangelium täglich neu zu übersetzen und angstfrei milieuübergreifend zu arbeiten.

Was also geht in den alten Mauern mitten in den Shopping-Meilen der Metropolen? “Gottesdienste, die manchmal schon seit Hunderten von Jahren in einer Kirche gefeiert wurden, haben sich in den Mauern abgelagert wie feine Partikel”, sagt Dr. Petra Bahr. Sie ist die Kulturbeauftragte der EKD und eine der Autoren und Gesprächspartner, die auf höchstem Niveau in diesem Band zu Wort kommen. Worte allein jedoch reichen nicht, um Städte abzubilden. Deshalb umkreiste Martin Brockhoff das Geschehen um die Citykirchen und lichtete die Wirklichkeiten. Augenblicke hielt er fest, die Menschen zeigen, mitten in ihren Manifesten, Auswegen und Hoffnungskeimen. Manchmal irritiert der öffentlich sichtbare Rezipient.

Bei der Klassifizierung zwischen Einkaufstüte und einem Bag mit Designer-Label möchte man aufhorchen. Den Habitus der Beteiligten ihnen beinahe zum Vorwurf machen. Denn, neben der edel-intelligenten Klasse haben die anderen nicht einmal eine Fußnote bekommen. Aber vielleicht ist es gerade das, was die Elite sich leisten kann - und sehen will: Sich selbst. Aus dieser Perspektive ist die Dokumentation perfekt. Ein Such-Buch für Suchende und Menschen, die etwas finden wollen.

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