16.07.10

"Ich möchte, dass meine Geschichten klingen wie Musik"

Viele Menschen träumen davon ein Buch zu schreiben, doch ihre Manuskripte werden von den Verlagen immer wieder abgewiesen. Völlig anders war das bei Silke Meier, Autorin und Familienmanagerin aus dem oberfränkischen Selb: "Das Buch kam zu mir." Völlig unerwartet, über Jesus.de.

Mit der Taschenlampe unter der Bettdecke, heimlich und leise, so fing sie als Kind zu schreiben an. "Dort hatte ich meine kleine, für mich unzerstörbare Welt" erinnert sich die 38-Jährige. "Das war mein Paradies." Und so brachte sie im Licht der Lampe alles zu Papier, was sie bewegte. Aber stets nur für sich. Jahre später, als ihre Aufsätze in der Schule vom Klassenlehrer häufig vorgelesen wurden, war ihr das eher unangenehm. "Von einer Veröffentlichung oder gar einem Buch habe ich nie geträumt", erinnert sie sich.

Ab 2001 jedoch wurden die privaten Gedanken zum Teil öffentlich. Sie meldete sich bei jesus.de an und schrieb Beiträge in den Foren. Und schrieb und schrieb. Die breite Themenpalette faszinierte den Internet-Neuling: "Es gibt dort eine Beschränkung von 100 Beiträgen pro Woche. Es war so eine Art Ritual, am Sonntagabend schnell noch den Rest zu verbraten."

Beim Stöbern in den Foren kamen ihr viele neue Ideen und Gedanken. „Manche davon so, als wären sie in mich hineingelegt worden“, beschreibt die Autorin ihre Erfahrung. „Dieses Gewühl an Worten wollte ich so lange in meinem Kopf bewegen, bis es strukturiert und verständlich wieder heraus sprudeln konnte. Das ist auch heute oft noch ein gutes Stück Arbeit, betonharte Gedankensplitter in Worte zu verwandeln.“ Mit der Zeit wurde sie immer mutiger, ihre Sprache „verdichtete“ sich, so beschreibt es die 38-Jährige heute. Was ihr jedoch fehlte, war eine konkrete Aufgabe. Ein Auftrag. Über das Verfassen von Forenbeiträgen hinaus. Als dann die jesus.de-Redaktion 2004 ehrenamtliche Reporter suchte, bewarb sich Silke Meier mit den Worten: „Darauf habe ich schon lange gewartet!“

In der Folgezeit veröffentlichte sie unter anderem Artikel über den Weltgebetstag der Frauen, das Holocaust-Mahnmal in Berlin, die Großveranstaltung "Calling all Nations", das Christival in Bremen - und schließlich, im Frühjahr 2008, ihren ganz eigenen, privaten "Fasten-Blog". "Vielleicht war mir da zum ersten Mal wirklich bewusst, wie öffentlich und gleichzeitig persönlich meine Texte inzwischen geworden waren", erinnert sich Silke Meier. "Der Blog war ja wie mein Tagebuch."

Die Blog-Einträge gefielen einer Lektorin des christlichen Brunnen-Verlags so gut, dass sie über die Jesus.de-Redaktion Kontakt mit Silke Meier aufnahm und sich mit ihr in Würzburg traf. "Dort hat mir die Lektorin dann angeboten, ein Buch zu schreiben", erzählt die 38-Jährige. Ein eigenes Buch! "Wer sollte sich meine Geschichten kaufen und womöglich als Geschenk unter den Weihnachtsbaum legen wollen?" Sie zögerte, sagte aber trotz ihrer Zweifel zu.

Dann schrieb Silke Meier. Sehr persönliche Geschichten. Wie die über eine verstorbene Foren-Mitarbeiterin von jesus.de. Oder den Clown Hanns. Sie erzählte von Begegnungen mit faszinierenden Menschen wie dem Filmemacher Robin aus der Schweiz, der gelesene Psalmen auf die Internet-Videoplattform "YouTube" hochlädt. "Ich möchte, dass meine Geschichten klingen wie Musik und die Menschen, wenn sie wollen, sich davon berühren lassen können", sagt die Autorin. Im Februar 2010 war "Filz und Firlefanz", so der Buchtitel, fertig.

Die lokale Presse brachte kurz darauf ein großes Interview mit der Autorin. Sechs Wochen später folgte im April die erste öffentliche Lesung im Lutherheim in Selb. "An diesem Abend bin ich mit meinem Buch nach Hause gekommen."

Und nun? Silke Meier schreibt weiter. Für Jesus.de, aber auch für die lokale Tagespresse in ihrer Heimat. Hin und wieder verfasst sie einen Artikel für die evangelische Wochenzeitung in Bayern, das "Sonntagsblatt" oder auch mal eine Moderation für einen Beitrag der Evangelischen Funkagentur. Auch weitere Lesungs-Termine für „Filz und Firlefanz“ stehen schon fest. Silke Meier hat die Taschenlampe ausgeknipst und die Bettdecke gelüftet.

(15.07.2010, Daniel Wildraut, Jesus.de)


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