25.05.10

Audimax: Verwöhnt von Fulbert Steffensky


ÖKT 2010, der letzte Abend,

"Esperanza" in der TU


Der Veranstaltungsort Nummer 700, auf dem Stadtplan a3, lag etwas abseits. Trotzdem, wer am letzten Abend des zweiten ökumenischen Kirchentages den Weg ins Audimax der Technischen Universität fand, wurde dafür außergewöhnlich belohnt. Verwöhnt sogar. Der Werner-von-Siemens-Hörsaal fasste nicht alle Zuhörer, die Prof. em. Dr. Fulbert Steffensky und Grupo Sal aus Tübingen hören wollten.

Entsprechend später fing das Programm mit dem klangvollen Namen an. “Esperanza”, das waren Lieder und Texte wider den Luxus der Hoffnungslosigkeit. Eine Meditation aus Lukas 19 las Steffensky zunächst. Ergreifend schön klangen Ton und Text und wurden durch die wunderbaren Rhythmen und Melodien aus Lateinamerika zur Exkursion in die Seele. Von der Schönheit, der Magie und dem Himmel, der pulsiert und atmet, sprachen dann die Texte, die Dorothee Sölle geschrieben hatte. Steffensky, der mit ihr verheiratet war, befand, die Texte gehören auf einen Kirchentag. Damit hatte er zweifelsohne recht und, mehr noch, die Einheit der Lyriker, weit über den Tot hinaus, wurde greifbar nahe. Ohne Schrecken sprach Steffensky von den Toten, deren Träume wir weiter leben. Vom Wind, der an Pfingsten weht und von dem Geist, der tröstet und in die Wahrheit führt. Trost und Wahrheit seien nicht voneinander trennbar.

“Es gibt Menschen, die ertragen es nicht, eine Herkunft zu haben” sagte Steffensky. Damit seien sie gezwungen, Originale zu sein. Immer an erster Front müssen sie stehen. Dabei hieße eine Herkunft zu haben, nicht an sich selbst verhungern zu müssen. Dann sprach er über die “Alte Dame Kirche” und fand eine Sprache, die das Wünschen lehre. Wünschen mache den Menschen schön. Und die Trauer bergen die Wünsche in sich, wenn man die eigenen Träume mit denen Gottes für die Menschen vergleiche.

Wann die Wahrheit an den Menschen sichtbar werde? Die Frage darf offen bleiben. “Hier wohnen kleine Menschen, die nicht die Türme in den Himmel bauen” – so stellte sich Dorothee Sölle wohl die Christen-Siedlungen vor. Geben tut sie es bis heute nicht. Und jeder, der sich für diesen Abend im Auditorium entschieden hatte, die Texte mit fühlte und bei den Rhythmen mit swingte, wird es wissen: Die Sprache für die Hoffnung und die Wünsche bliebe wohl erhalten. Weit komme die Sprache her, doch sie ist nicht alles. Auch die Gemeinschaft bliebe erhalten. Das Reich Gottes wird erst noch vollendet.

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