25.05.10

Eckart von Hirschhausen: "Ein Zirkus, so viele Christen und keine Löwen"


Wie ernst es den Gläubigen mit dem Humor ist, bewiesen sie zu Tausenden vor dem Kronebau. Kabarettist Jürgen Becker, Dr. Eckart von Hirschhausen und Judy Bailey waren zum ökumenischen Freudenfest angesagt. Bis zu drei Stunden standen die Kirchentagsbesucher im Regen, um darauf zu warten, in Europas schönsten Zirkusbau eingelassen zu werden. Über 5.000 mussten am Ende draußen bleiben.

Die Warterei hatte sich für die, die rein kamen, auf jeden Fall gelohnt. Selten war die Stimmung auf dem bisher eher verregneten Kirchentag so ausgelassen. Der Soundcheck, der für gewöhnlich unter Ausschluss des Publikums gemacht wird, konnte als Warm-Up durchgehen.

Becker und Hirschhausen heizten dann mit ihren Witzen den Leuten ordentlich ein: “Ein Zirkus, so viele Christen und keine Löwen”, sagte Hirschhausen. Zwei Sekunden dauerte es, bis das Publikum den Witz verstand. Der Arzt von nebenan erklärte auch warum: die eine Hirnhälfte versteht, dass das, was die andere denkt, nicht dazu passt. “Jaaaaa”, Hirschhausen zieht die zwei Buchstaben extra in die Länge – und erklärt dann in aller Kürze, was in der Zwischenzeit passierte. Die Leute lachen eben. Chemisch, physikalisch und psychologisch ist das völlig in Ordnung. Becker, der Katholik auf der Bühne, erklärte, woher die christlichen Riten und Feiertage eigentlich kommen. Die Germanen hatten ja schon ihre Götter, als diese Religion aus der Wüste kam. “Auf soviel Sand hätten wir auch eine Religion bauen können.”

Wirklich spotten tun die beiden nicht. Der Glaube ist ihnen, evangelisch wie katholisch, dann doch ernst. Religion ohne Auferstehung ist auf dem Markt überhaupt nicht mehr platzierbar, sagt der eine. Hirschhausen zaubert derweil einen Babystrampelanzug hervor. Für die Schwangeren im Saal. Wie viele es denn sind will er wissen. Zwei Frauen melden sich und das sind, entgegen aller Warnungen ob des demographischen Tsunamis, viel zu wenige. Aber vielleicht wird es ja im nächsten Sommer besser. Sommer bedeute nichts anderes als Sex, urteilt Hirschhausen nach einem umwerfend gesungenen Playback zur bekannten Maffay-Schnulze „Es war Sommer“.

Ganz andere Klänge brachte Judy Bailey samt Band auf die Bühne und damit die Halle vollends zum rocken. Als die orangefarbenen Kirchentagsschals im Rund geschwungen, dazu lauthals geklatscht und ausgelassen getanzt wurde, machte die Euphorie im Circus Krone schon Lust auf die anstehende Fußball-WM. Ein Freudenfest ohne Grenzen eben.

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