27.04.10

"Tango! - Die Geschichte des Clown Hanns"


„Filz & Firlefanz“ gelesen von Silke Meier

„Mein Buch und ich sind heute Abend nach Hause gekommen“,

sagt Silke Meier am Ende ihrer Lesung am 19. April im Lutherheim. Ihr erstes Buch stellt sie vor und ist überrascht und erfreut über die große Zahl an Besucher/Innen, die gekommen sind, um ihr zuzuhören.

Geschichten über Menschen, die glücklich sind und glücklich waren, schreibt sie. „Das Glück ist ein Maßanzug“, unglückliche Menschen seien jene, die den Maßanzug eines anderen tragen wollten, meint sie gleich in ihrem ersten Kapitel, und fordert das Publikum auf, bei dem einen oder anderen Kapitel an den persönlichen Kleiderschrank zu gehen und nachzuschauen, ob auch sie zu ihrem Lebens sagen können: „Ja, das passt mir“. In all ihren Geschichten wird ihr tiefer Glaube deutlich. Dekan Dr. Pröbstl weist in seiner Einführung darauf hin, dass ihr Glaube in ihrem Buch immer wieder „wie ein funkelnder Edelstein leuchtet“. Mitten hinein in unser Leben gehöre der christliche Glaube und Silke Meier zeige das, der Glaube sei bei ihr stets präsent.

Sie schreibt offen, direkt, sehr gewinnend, es sind sehr persönliche, oft berührende Geschichten. Ganz still wird es manchmal im Saal, einige nicken oder lächeln still in sich hinein. Immer wieder sind ihre beiden kleinen Töchter Thema, sie ist glücklich, das Leben der Kinder zu sehen und mitgestalten zu können, macht sie deutlich. Das spürt man im Artikel vom großen Auszug eines kleinen Mädchens, „Schirm, Charme und Zuckertüte“, oder in „Die orangefarbene Bommelmütze“, wo sie von Glücksmomenten im ganz normalen Alltag schreibt, von Sekunden, in denen die Augen der Kinder strahlender leuchten als alle Sterne am Himmel. Humor hat sie auch, das zeigt sie unter anderem mit der Geschichte von der rotseidenen Unterhose, einem deftigen Theaterstück in einer bayerischen Kleinstadt (ganz sicher Selb), das sie in Kurzfassung augenzwinkernd beschreibt.

Am besten gefallen hat mir die Geschichte vom Clown Hanns, den sie für ihre Töchter und deren Geburtstagsgäste erfindet, als der Regen das Spielen draußen verhindert. Oder hat sie ihn gar nicht erfunden? Gibt es ihn vielleicht wirklich? Den alte Clown Hanns, der sich Sorgen macht, dass der Zirkusdirektor lieber junge Profi-Clowns anstellen will, und schließlich doch noch erlebt, dass er die „einzigartige Nummer“ sein soll, die angekündigt wird? Der Clown, der dann dem Himmel für die Sterne dankt, wohl in seinem ersten Gebet?

Mit dem Artikel „Waschbar bei 90° - Das Leben ist kein Schonwaschgang.“ offenbart sie sich dem Publikum. Es hätte eine Zeit in ihrem Leben gegeben, da hätte sie nicht sortiert. Es sei ihr egal gewesen, welche Eigenschaften ein Material hatte. Pflegeanleitungen interessierten sie nicht, Etiketten schnitt sie ab, die Dosierung des Waschpulvers überließ sie dem Zufall, schleuderte unkontrolliert dahin. Dann der Wendepunkt, den sie als eine unversiegbare Kraft bezeichnet, als frisches, sauberes Wasser, eine behutsame Quelle. „Es gab eine große, imaginäre Wäscheleine, von der Gott das eine Ende fest hielt und das andere mir schon lange entgegen“, schreibt sie.

Heute ist Silke Meier eine Frau knapp an die Vierzig, die mitten in einer guten Phase ihres Lebens steht. Mit großer Kraft widmet sie sich ihrer Familie, aber ebenso ihrer freiberuflichen Tätigkeit bei der Frankenpost und nicht zuletzt dem kirchlichen Engagement. Sie sagt, dass sie immer wieder in sich hinein horche, um dann mit expressivem Leben zu antworten. Und dass ihre Weiterentwicklung offen sei. Da kann man gespannt sein, was es von ihr noch zu hören und zu lesen geben wird.

Bleibt noch zu erwähnen, dass das Akkordeonmusikensemble der Musikschule Selb mit jungen Musiker/Innen unter der Leitung von Georg Gebert den Abend ganz vorzüglich mitgestaltet hat. Neben anderen flotten Stücken war passend zu dem Artikel „Tango!“ – Oder: Wie viele Kinder passen in mein Wohnzimmer“ ein schöner Tango zu hören.

Brigitte Heinrich

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