05.05.10

Bernd Regenauer: "Unter Freunden"

Für einen runden Geburtstag wären die Zuschauer, Bernd Regenauers Publikum, gerade recht gewesen. Für das Rosenthal-Theater waren es dann doch ein paar zu wenig, und so wurde das Programm "Unter Freunden" ins Bühnenhaus verlegt. Das machte aber nichts. Denn so saßen die Besucher dem Kabarettisten noch näher.

Beinahe glaubte man, selbst eingeladen zu sein. Oder zumindest die anderen, allesamt imaginären Gäste, zu kennen. Also die Freunde vom Ski-Wochenende, einmal im Jahr, oder die Durchschleifposten, die man "noch von früher kennt" - und über die Jahre trotzdem nicht los wird. Allerdings, so das Fazit: die überbefreunden jede Party. Haben sie erst einmal die Partnerin gewechselt, bleibt die Verpflichtung der Ex gegenüber ("des kamma doch ned mach´n") und es kommt zu den unliebsamen Patchwork-Situationen.

Es ist einfach zu viel. Auch mit den Geschenken, die blöder bald nicht ausfallen könnten. Höchstens mit einem Vierzeiler auf der Grußkarte im Fresskorb. Zirkuliert verschenkt kommt dieser nach fünf Jahren bei Regenauer wieder an. "Das Beste ist draußen und mit Grissini aufg´füllt." So kann das gehen. Und auch die Party zum 50. läuft nicht so toll. Ein Zahlendreher beim Catering-Service war es, und anstatt des Motto-Buffet "Sexy Emotions", mit Marzipan-Dildo und Panna-Cotta-Titten kam das Senioren-Menü: pürierte Erbsen in der Schnabeltasse und CoregaTabs-Spender als Tischdekoration. Einzig die Bauchtänzerin passte zum Menü. Seit dreißig Jahren spendieren die zuverlässigsten aller Freunde die gleiche. Mit jährlich niedrigerer Gage, aber höherem Spaßfaktor für die, die sie bezahlen.

Bernd Regenauer, das Geburtstagskind, sagt zu alledem gar nichts. Immerhin erspart er sich durch den Auftritt die peinlichen Psychospiele. Und die Pärchenbefragungen, wonach die labilen Beziehungen in die Brüche gehen. "Also eigentlich alle", sagt er. Staubtrocken und herrlich unterhaltsam.

Mit ausgefeilter, professioneller Mimik und Gestik und Stimmennuancen, die noch die kleinste Macke karikieren, zieht er im Soloprogramm eine Party-Gesellschaft erst auf die Bühne und dann durch den Kakao. Wo er sie her holt? Vermutlich aus irgendeiner x-beliebigen Reihenhaussiedlung. Oder vom Samstagabend in der ausgeräumten und mit bunten Lichterketten behangenen Wellblechgarage. Dort treffen sich dann die Supertypen mit ihren Hormonschwächen und die harmoniesüchtigen Futterhäuschenbemaler mit den Anglerfreunden. Den vielleicht besten von allen, weil keiner was sagt.

Qualitätsfreunde, die kennt Regenauer auch. Und nach den rund zwei Stunden Programm weiß man nicht mehr so ganz genau, ob man selbst so einen haben möchte. Oder vielleicht auch einer ist. Für alle Fälle kennt Regenauer auch die Profi-Freunde. 50 Mann von Rent-a-Friend, "die gepflegt die Sau rauslassen und den Müll nachher selbst wegräumen". Das käme billiger. "Weil so zahle ich Tausende von Euros nur, um dann festzustellen, dass die mir alle am Arsch vorbei gehen."



Keine Kommentare: