10.05.10

Wolfgang Stefan: Das Leid der Menschen näher als ein Engel


Erneut bereichert eine Ausstellung das Paul-Gerhardt-Haus: Der Selber Künstler Wolfgang Stefan zeigt die Schöpfungsgeschichte auf Holztafeln. Es sind Bilder, die zumeist im Frühjahr 2004 entstanden.

Damals, vor sechs Jahren, hatte Stefan die Idee, aus einem gefällten Baum ein Schrankobjekt auszusägen. Dabei entstanden, quasi als Nebenprodukt, die Holzscheiben. Eine zeitlang trockneten die Rohlinge und bekamen dann mit der Motorsäge eine grobe Struktur. Bereits darin, in diesem ursprünglichen Gefüge, erkannte Stefan das spätere Motiv. Die Farben direkt aus der Tube aufgetragen, die Konturen minimal mit dem Pinsel verfeinert oder den Fingern verwischt, wirken intensiv und naturgegeben. Weit mehr als naive Holzmalerei entstand auf diese Weise.

Hochsensibel umschreibt der Künstler die filigrane Aura, die den Menschen seiner Beobachtung nach umgibt. Der Mensch an sich, so Stefan, wirke sachlich und konstruktiv. Viel Leid bringe ein jeder in das Leben von sich selbst und anderen. Dennoch, ein Bekenntnis zu seiner Kreatur möchte er leben und das Leid auch akzeptieren.

"Das Leid der Menschen ist mir näher als ein Engel", sagt er vor dem Hintergrund eines auf Holz gemalten Himmelsboten. Das Paradies im Anfang der Schöpfung: Lange ist es nicht rein geblieben. Fast unsichtbar greift auf einem der Bilder eine Hand in die Spektralfarben. In der nächsten Szene wird die Dunkelheit zur Seite geschoben. Dann erst kommen Adam und Eva hinein. Adam ist in braunen Erdtönen dargestellt, Eva, als die Fleischliche, zeigt sich in Rosa. Ab da wirken die Bilder, die Figuren, ja auch der Künstler selbst verletzlich.

"Der Mensch mit Körper, Seele und Geist in Gestaltung wird angreifbar", sagt er. Und fast so, als würde er sich zurück nehmen wollen, erklärt er sein Schaffen: "Ich habe fast nichts gemacht, ich habe nur reagiert." Damit meint er einen Prozess von innen heraus und nicht mit dem Kopf gesteuert. Den Geist hält er für die größte aller Größen. Er sei das, was die Unsterblichkeit in sich trage.

Die Bilder, auf einem von der Natur vorgegebenen Formkonzept und in puristischer Handarbeit verfeinert, hält Stefan für einen Ausdruck dessen, was vom Schöpfer in ihn hineingelegt wurde. Der Betrachter kann es lediglich erahnen, sich sagen lassen und darüber staunen: Es gibt Momente, in denen sind sie eins: der Schöpfer, der Künstler und die Bilder. Die Ausstellung im Paul-Gerhardt-Haus bleibt bis Ende Juli.

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