Weihnachten ist einfach. Es gibt ein festgelegtes Datum, an dem die Glocken läuten und die Nacht still und heilig ist. Und es gibt so etwas wie einen fern hin vernehmbaren Startschuss, ab dem dekoriert und gebacken wird. Mit der ersten Kerze am Adventskranz besinnen sich die Alten und singen die Jungen. Die Kaufwut steigert sich bis kurz vor Ladenschluss und die Stunde um den Tannenbaum ist exzentrisch feierlich, weil die Geschäfte tatsächlich zu haben. Nicht einmal an der Tanke gibt es noch etwas. Die Menschen versammeln sich in den Kirchen und hören das Evangelium nach Lukas im zweiten Kapitel, die Verse eins bis einundzwanzig. Dann gehen sie nach Hause und essen gut und trinken gut und es ist Bescherung.
Ostern ist bedeutend schwieriger. Das Kollektiv fehlt. Die Massen-Entscheidung, nun gemeinsam den Einzug nach Jerusalem zu feiern. Was war los gestern? Ich habe es verpasst, die Ankunft des Heilsbringers zu begehen. Ich habe gewartet, ein Jahr lang, und jede Woche meine Palme gegossen. Dann sagte die neue Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner gestern, sie verwahre sich gegen eine triumphierende Kirche, die sich nach Palmwedeln und Rampenlicht sehnt. Da stehe ich nun und die Blätter meiner Palme hängen tieftraurig nach unten. Was war das noch schön, damals, als Kind. “Jesus zieht in Jerusalem ein, Hosianna!” sangen wir. “Alle Leute fangen auf der Straße an zu schrein” - verkündender Liedtext ab der ersten Strophe. Heute sei die lutherische Frömmigkeit eine Abendmahls-Frömmigkeit, ließ die Regionalbischöfin gestern verlauten. Und, nichts auf der Welt helfe mehr und nichts verändere die Welt mehr, als der Friede mit Gott. Da bin ich nun gespannt auf den kommenden Donnerstag, dem historisch terminierten Abendmahls-Tag. Ich werde einen Gedenktag daraus machen. Und meine Palme ein weiteres Jahr gießen.
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