15.12.09

Johann Sebastian Bach: "Magnificat"



Die Kirchenbänke in St. Andreas waren fast so gut besetzt wie sonst nur an Weihnachten. An Festlichkeit und Glanz war der Abend jedoch kaum zu überbieten. Die Kantorei brachte das "Magnificat" von Johann Sebastian Bach zu Gehör. Klangvoll begleitet von Streichern, Holzbläsern, Trompeten und Pauken der Hofer Symphoniker.

Zunächst eröffnete die Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur das Konzert. Tänzerisch und rhytmisch punktiert lüfteten die langen Akkorde der Streicher samt den Oktavsprüngen das tonale Tuch über dem großen Geheimnis der Weihnacht. Die Kantate BWV 61 "Nun komm der Heiden Heiland" ermutigte dann, sich auf das Warten einzulassen.

Einer Predigt gleich intonierte Stefan Breithaupt (Tenor/ Rezitativ und Arie) die Worte der Bachkantate. Autographisch auf den 2. Dezember 1714 datiert, galt der Ruf am ersten Sonntag im neuen Kirchenjahr derselben: "Komm, Jesu, komm zu deiner Kirche und gib ein selig neues Jahr. Befördre deines Namens Ehre, erhalte die gesunde Lehre und segne Kanzel und Altar."

Marcus Weishaar (Bass) blieb es dann überlassen, das Gesuch an der anklopfenden Türe und die Verheißung des Mahles zu rezitieren. Iris Meier (Sopran) schließlich gewährte mit ihrem Part den Einlass. "Öffne dich, mein ganzes Herze, Jesus kommt und ziehet ein." In der klangvollen Figur des Schlusschorals stimmte der Chor ein in das Amen - der "schönen Freudenkrone" geltend.

Dem ersten Jahr, in dem Johann Sebastian Bach als Thomaskantor in Leipzig tätig war, wird die Entstehung des "Magnificat" zugeschrieben. Inhaltlich preist Maria im Lobgesang nach der Verkündigung des Engels ihre Erwählung und Mutterschaft und die verheißene Ankunft des Messias. Jubelnd stieg der Chor der Kantorei in das Thema ein: "Meine Seele erhebt den Herrn". Freudig führten Constanze Schumacher (Mezzosopran) und Iris Meier (Sopran) die Gesänge weiter, der Niedrigkeit der Magd in absteigenden Figuren folgend.

Plastisch in allen Stimmen vermischten sich "Omnes Generationes" - alle Kindeskinder. Liebreizend mild blieben Alt und Tenor im Duett der Barmherzigkeit, strotzend gewaltig kamen Stimmen wie Orchester, die Zerstreuung und das Herabstürzen vom Thron andeutend. Leuchtend und von großer Vision gekrönt dann der Chor am Schluss: "Gloria Patri, Gloria Filio, Gloria et Spiritui sancto!" - Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Zeitlos schön.

Nach dem finalen "Amen" brandete in der Stadtkirche Apllaus auf. Und der Beifall steigerte sich noch, als sich Dekanatskantorin Constanze Schweizer-Elser vor dem begeisterten Publikum verbeugte und wiederholt per Handbewegung auf die Solisten, die Orchestermusiker, Reinhard Wachinger an der Orgel und den Chor der Kantorei verwies.

(FP 15.12.09)

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