06.02.10

Bruno Jonas: Der Unternehmensberater quatscht sich am Flughafen fest


Ein Grantler ist er, der am Flughafen fest sitzt. Flugverspätung. Zeit, um intelligent und provozierend über das Große und Ganze nachzudenken. Und natürlich auch darüber zu reden. Mal direkt zum Publikum, mal imaginär mit einem Kollegen am Handy, mal ganz speziell zu Einzelnen. Weil sie lachen, oder fotografieren, oder so schauen, als haben sie nichts verstanden.

Dabei ist es doch ganz einfach. Die Merkel kennt jeder und wie sie geht weiß man auch. Selbst ihre Äußerungen über den Klimaschutz und die Menschenrechte in China haben alle schon einmal gehört. Aber noch nicht von ihm: Bruno Jonas. Er sagt es, wie es ist. Allerdings aus einem ganz speziellen Blickwinkel heraus: Dem der Unternehmensberater, einen solchen nämlich stellt er dar. Ganz global. Locker und lässig hält er ein bisschen Smalltalk über die Pleiten und Pannen der Griechen und Bayern. Schließlich haben beide Länder die gleichen Landesfarben.

Dann plaudert er vom Taliban, der Angst haben wird, wenn die fünfhundert zusätzlichen deutschen Soldaten auftauchen. Kurz wirft er einen Weitblick auf einen kleinen Chinesen, der eine Hebelmischbatterie zusammen schraubt und kommt von dort direkt auf den Obama. “Mir gefällt´s mit dem Obama. Er macht´s, mehr kann er nicht.”

Die meisten Gags zünden beim Publikum sofort. Die Stimmung ist gut. Vielleicht auch deswegen, weil Jonas die ganz großen Emotionen ausspielt. So als “Powerpoint-Präsentation“. Die aalglatten Statements der Newbies im Business hat er drauf. Vokabular genug, um unauffällig in den hochmodernen Anglizismentempeln zu hofieren. Mitunter bringt er gerade das eine Spur zu schnell und es tut seinem Programm gut, wenn er dann von Neid und Missgunst spricht. Kennt ja jeder. Allein der Gedanke, dass die Wirtschaftskrise nicht durch Gier, sondern durch zuviel Vertrauen entstanden ist, dürfte neu sein. Gier wäre wohl besser gewesen, denn sie ist der Motor der Marktwirtschaft.

Und dann fängt Bruno Jonas noch einmal ganz von vorne an. Von früher, als man der Nahrung noch hinterher rennen musste. Später, als dem ersten die Füße weh taten, kam jemand auf die Idee, die Tiere einzufangen und einen Zaun darum zu bauen. “Der Zaun ist der Anfang vom Kapitalismus”. Knapp zweieinhalb Stunden dauerte der Klamauk um Politik und Wirtschaft und das Riesengeschäft. Und um Kinder, die singend mit der Martinslaterne bereits das Demonstrieren lernen.

Professionell bringt Jonas die Show an das Publikum. Wegen sich selbst macht er das ja nicht, sagt er. Und verdächtigt sich dann doch, als er den Staatsanwalt auf dem Buckel hat. Einer muss ihn schließlich verpfiffen haben. Das Publikum in Selb könnte er “weiter empfehlen”, sagt er bei der verbalen Zugabe. Und: “Kommen sie gut nach Hause, so weit wird es ja nicht sein”. Nein, ist es nicht - und wir würden auch wieder kommen. Denn, ein Grantler ist er nicht. Dafür machte er seine Sache viel zu gut.


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