26.02.10

Das erste Interview: "Das erzählt sehr viel von mir privat"


Wer hatte die Idee zum Buch?

Die Idee, dass ich ein Buch schreiben könnte, hatte Petra Hahn. Sie ist Lektorin beim Brunnen-Verlag in Gießen.Über einen längeren Zeitraum las sie meine Artikel, die ich auf Jesus.de als freie Autorin verfasse. Über die Redaktion dort nahm sie dann mit mir Kontakt auf, und wir trafen uns an einem Spätsommertag in dieser Autobahnraststätte hoch über Würzburg. Es war ein Treffen, bei dem wir uns erst einmal beschnupperten. Ich saß hinter dieser großen Fensterscheibe, schaute über die Weinberge, hatte ein Sandwich und einen Cappuccino vor mir und ließ erst einmal alle meine Gedanken vorüberziehen. Ich konnte nicht fassen, welche Aufgabe da auf mich zukommt und welche Chancen sich damit auftun. Ich kann mich noch erinnern, dass ich am Abend per E-Mail folgenden Satz an Freunde versandte: "Es geht eine Tür auf in eine Welt, die mich im Moment noch blendet."

Wann haben Sie mit dem Schreiben begonnen?

Als ich die ersten Buchstaben konnte, also in der ersten Klasse. Ich denke, die Zeit muss man mit einberechnen. Die Zeit all der Jahre meines Lebens ist auch jene, die ich in meiner Dankesliste am Ende des Buches erwähne. Ich hatte früher Tagebuch geschrieben, unzählige Briefe an Freundinnen und Freunde - und wenn ich heute zurückschaue, hat sich dabei irgendwann mein ganz persönlicher Schreibstil entwickelt. Geprägt und gefördert auch durch meinen Redakteur auf Jesus.de, Pascal Görtz. Fünf Jahre arbeiteten wir zusammen, und in dieser Zeit habe ich in meinen Texten sehr viel verarbeitet und mich auch immer tiefer selbst entdeckt. All das spiegelt - so hoffe ich - mein Büchlein wider. "Nähkästchen-Geplauder" - das erzählt sehr viel von mir privat.

Wie lange hat es gedauert, bis das Manuskript fertig war?

Ein Manuskript hat es nie gegeben. Ich fing an, auf mein Leben zu schauen. Wie ist das, wie fühlt sich das an, was erlebe ich hier ganz nah um mich herum - und was davon interessiert die große Welt da draußen. Dann fing ich an, das in Worte zu fassen und entsprechend zu gestalten. Man muss sich das so vorstellen, ich ging ins Hallenbad, ins Theater, ins Porzellanmuseum und saß dann spät nachts mit dem Laptop auf den Knien in einem Sessel und habe geschrieben. Wenn eine Geschichte fertig war, schickte ich den Text per E-Mail an Petra Hahn. Und sie war jedes Mal begeistert. Das motivierte mich, einfach so weiterzumachen. Wobei ich mir sehr lange nicht vorstellen konnte, wie es tatsächlich ist, ein Buch, ein fertiges Buch in den Händen zu drehen. Als es letzte Woche bei mir ankam, stellte ich es erst einmal in das Regal zu allen anderen. Mein Buch und ich gewöhnen sich noch aneinander.

Wie sind Sie zum Verlag gekommen?

Der Verlag kam ja auf mich. Das Buch kam zu mir. An manchen Tagen dachte ich, es ist schon alles da, ich brauche nur noch hineinzuschlüpfen und in Worten auspacken, was ich sehe, schmecke, höre und rieche.

Wie viele Geschichten enthält es?

Es sind 27 Geschichten plus die Dankesliste. Die Namen dort erzählen auch...

Wie sind Sie auf die Geschichten gekommen?

Wie gesagt, ich habe sie erlebt. Im Vorwort schreibe ich vom Glück, das ein Maßanzug ist. Ein Maßanzug, der mir - wie jedem anderen auch - mit Leib und Seele geschneidert ist. Das ist kein allzu großes Geheimnis. Aber es dauert mitunter lange, zu seinem eigenen Leben bedingungslos "Ja" sagen zu können. Ich glaube, das ist auch der Nutzen des Buches, den Leser aus den Geschichten ziehen können: Ja zu sagen und für ein paar Geschichten zwischendurch die Seele baumeln zu lassen. Wobei manche Geschichten auch von den "Wolken-Brüchen" berichten. Die Brüche möchte ich nicht verschweigen, sie gehören dazu. Manchmal muss man Abschiede hinnehmen, die lange Zeit wehtun.

Welches ist Ihre Lieblingsgeschichte und warum?

Das ist schwer zu sagen. Zum einen die Titelgeschichte, sie spielt in der Schweiz. Dann dieses Brautpaar vom 9.9.09, die Museumsgeschichten oder die Lektionen mit meinen Töchtern. Die Lieblingsgeschichte ist die des Clowns Hanns. Er ist ein Protagonist, den ich erfunden habe. Die Idee dazu hatte ich nach einem Telefonat mit Peter R. Dommel, der als christlicher Zauberkünstler sehr viel reist. Er ist nicht identisch mit dem Hanns, aber was er mir erzählte, hat mich sehr bewegt. Etwa eineinhalb Wochen später fing ich an, das in Worte zu basteln. Und habe das dann noch ein paar Mal überarbeitet, bis es so stand, wie es jetzt zu lesen ist.

Welche Bedeutung haben für Sie die Bibelzitate am Ende der Geschichten?

Sie bedeuten mir schon etwas. Der Brunnen-Verlag ist ja ein renommiert christlicher. Ich bin, wahrscheinlich genauso lange, wie ich schreiben kann, dem christlichen Glauben zugetan. Ebenso, wie sich meine Schrift entwickelte und meine Sprache, so auch mein Glaube. Ein paar der Verse unterstreichen das.

Wie war bislang die Resonanz auf Ihr Buch?

So lange gibt es das ja noch nicht, und es haben noch nicht viele Leute bekommen. Kritik habe ich bisher noch keine gehört, würde sie aber dankbar annehmen. Für das nächste Buch, das vermutlich eines Tages kommen wird, nehme ich gerne Ratschläge an. Für den Anfang nicht allzu hart, bitte.

Die Fragen stellte Michael Geitz

(fpst_26.02.2010)

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