
Ein Buch von absoluter Schönheit.
Absolut?
Ja.
Schon auf den ersten Blick.
“Den Aussätzigen küssen” - der Titel vertreibt, wenn man denn will, den Aufstand gegen das Niedere. Gegen den Ekel, das Zersetzte, das "Hässlich-und-anders-sein". Durch die Flicken des Zerrissenen und Ungeformten scheint Jesus. Der Heile und Segnende. Der Sanfte ohne Berührungsängste.
Und auf den zweiten Blick?
Auch.
Eugen Peterson, in diesem Fall der Vorwort-Schreiber, ist ein Schön-Seher in Crack-Häusern, Rollstuhlfahrern, Flüchtlingslagern und autistischen Kindern. Peterson ist der Blick-Schärfer für die Jesus-Sichtungen unter den Verlorenen und Ausgesetzten.
Brad Jersak, Pastor der “Fresh Wind Christian Fellowship” und Autor dieses Buches, ist inspiriert von Franz von Assisi. In jedem noch so weit von der Gesellschaft verstoßenen nimmt er Jesus wahr. Erst mit den Augen, dann mit den Armen und schließlich mit dem Kuss des Bruders.
Leider kann Jersak über die Seiten nicht halten, was das Buch auf den ersten Blick verspricht. Die Menschen, die er schaut, kommen selbst wenig zu Wort und es bleibt zumeinst bei der Draufsicht auf ihr Leben. Die Augenhöhe scheint nicht ganz die gleiche zu sein, wenngleich der Fokus auf die Schwäche gerichtet ist. Eingebettet in Szenen zwischen oft überschwänglichen Lobpreis, macht sich Skepsis breit. Fragen drängen sich auf, ob ein Mensch wirklich vollends zerbrechen muss, um zu tiefen Begegnungen fähig zu sein. Und: warum schreibt Jersak durchwegs über die Brüche der Protagonisten, nicht aber von eigenen?
Des weiteren spricht er sich für eine weit gefasste Form des Abendmahls aus. Der jederzeit und für alle offene Tisch des Herrn bewirkt bei mir eine Vorstellung von Unruhe und Unordnung. Jersak schreibt aber von einer “inklusiven Einladung und exklusivem Dienst”. Verwirrend sind die hinteren Kapitel: “Der Herr verlässt die Festtafel und geht durch die schmale Tür nach draußen.” Denn, so Jersak, weit ist die Pforte nach innen und eng die nach draußen. Die letzten Kapitel handeln von der Feindesliebe und den Seligpreisungen. Nicht schlecht, nur, bis dahin kam das Vertrauen in den Autor bereits abhanden.
Ich werde prüfen (müssen). Das geht nicht von heute auf morgen.
(jesus.de)
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