Samstag Abend, Viertel nach Acht. In Millionen Haushalten laufen die Fernsehapparate und ich fahre von einem Autorenseminar nach Hause. Ich schleiche hundert Kilometer fern der Heimat bei einer Sichtweite von unter fünfzig Metern. Meine Große sitzt schon im Schlafanzug und mit einer Tüte Gummibärchen vor dem Fernseher. Sie schaut DSDS. Fein säuberlich notiert sie in Drittklässler-Schönschrift welcher Kandidat ihrer Meinung nach weiter kommen sollte. “Weiter“ steht hinter ihren Favoriten, “nicht“ steht hinter den anderen.
“Hallo Mami, er war noch nicht dran, er kommt als letzter” ruft sie in den Flur, als mein Schlüssel endlich im Türschloss dreht. Gemeint ist Holger Göpfert. Für ihn entschieden wir uns sehr früh als einen der Top-Ten-Kandidaten. Er passt in keine Schublade. Er dreht voll auf und macht einfach sein Ding. Das gefällt uns. “Ein bisschen wie Joe Cocker auf Speed” urteilte die Fach-Jury nach dem Hammer-Auftritt von “Oh Darling“, das im Original von den Beatles gesungen wurde. “Der geht ab wie Schmidt´s Katze” entschied meine Tochter. Nach der Performance lachten wir und klatschten uns die Fünf in die Hand.
Dann wickelte sie sich neben mir aus der Decke und holte das Telefon. Ob sie den Anruf von ihrem Taschengeld bezahlen muss, wollte sie wissen. Nein, sagte ich, das geht aufs Haus. Ihre Solidarität machte mir Spaß. Sie rief für Holger Göpfert an und ging ins Bett. Dass er “weiter” kommen würde, war ihr klar. Wir hatten ja entschieden ;o) Gut eine Stunde später waren vom Publikum tatsächlich weiter gewählt: ein James-Blunt-Imitator, eine rosa gekleidete zuckersüße Schlagersängerin und eine Frau, die wegen DSDS ihren Verlobten abblitzen ließ. Außerdem Daniel, von dem man nicht sehr viel weiß und, last but not least: Holger!
Über die weiteren Kandidaten entschied die Promi-Jury.
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