“Du zauderst”, sagte mein Mann gestern Abend zu mir. Schräg von der Seite schaute er mich an und versuchte, meine Mimik und Gestik nachzuahmen. Demnach hatte ich also die linke Hand fest zur Faust geschlossen und die Knöchel der Finger hart gegen die Lippen gepresst. Die Augen starrten weit aufgerissen ins Nichts und die Stirn lag in Falten. Seine Stirn legt sich in Querfalten und meine schiebt sich hochkant zusammen, das weiß ich. Manchmal kann ich über solche Eigenheiten herzhaft lachen. Gestern ging das nicht. Mir steckte ein dicker Kloß im Hals.
Ich hatte das Laptop auf den Knien und wir haben beide zusammen eine Mail geschrieben. Eine Sache, der wir und die Kinder eng verbunden waren, hatte sich verändert. Nun werden wir uns dem entziehen und ich kämpfte mit mir, ob ich nicht kurz vor dem absenden der E-Mail einlenken und alles löschen sollte. In mir stritten die Erinnerungen, die ich auf irgend eine Art wiederholen wollte mit der Enttäuschung, die ich nicht wahr haben wollte. Ich zauderte wegen der undefinierbaren Hoffnung, die ich zu haben glaubte und ließ mich an einen Vers aus dem Fasten-Kalender erinnern: “Wir brauchen nicht zu lernen, wie wir Dinge loslassen können. Wir müssen einfach nur lernen, es zu erkennen, wenn sie fort sind."
Ich kreiste noch zwei mal mit der Maus über den “Senden”-Button. Dann schickte ich ab.
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