Winnenden - eine Woche danach. Vielerorts finden Gedenkgottesdienste statt. Auch bei uns am Ort trafen sich Schüler, Eltern und Lehrer katholischer, evangelischer und muslimischer Gemeinden zu einem Gottesdienst für die Opfer der Gewalttat von Winnenden und Wendlingen.
Meine Erwartungen an die Predigt des Gottesdienstes waren hoch. Ich war gespannt, welche Antworten die beiden Pfarrer geben werden. Und ich staunte nicht schlecht, als Epheser 6, ab Vers 10 verlesen wurde. “Die Rüstung gegen die Waffen”, leitete der Geistliche die Auslegung des Textes ein. Dann fasste er zusammen, womit man gegen Hass und Gewalt gut aufgestellt ist:
Mit Wahrheit, Gerechtigkeit, dem Glauben und dem Geist.
Vier Wörter sind das, für die ich mich entscheide. Und die schrecklichen Bilder aus dem Fernsehen fesseln nicht mehr. Die Ängste der Seele bleiben nicht länger eingeschlossen in einer Kapsel, die das brutal Unfassbare um sich zieht. Aufgestoßen vom "Schwert des Geistes" (das ist das Wort Gottes) denke ich an Christus, der die Trauer in seine Hände legt. Fest gehalten im Glauben denke ich Christus, der das Leben über den Tod hinaus erhält. Und ich vertraue der Gerechtigkeit des Christus, der zum Leben geben will, was jeder braucht. Bleibt noch die Wahrheit - in die ich mich verliebe. Die mich befreit.
Der entscheidende Moment für mich in diesem Gottesdienst war allerdings erst dann, als ein Vertreter der muslimischen Gemeinde an das Mikro in der evangelischen Kirche ging. Im gebrochenen Deutsch verlas er eine Rede. Ich habe nicht alles genau verstanden, aber es klang nach Solidarität, Gerechtigkeit und gemeinsamen Werten. Beinahe hätte ich applaudiert.
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